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Dr. Hermann Engel (1889 - 1964)
Bürgermeister

Dr. Hermann Engel, der am 5. Dezember 1889 im lothringischen Großmövern als Sohn eines Bergwerksdirektors das Licht der Welt erblickte, in München, Berlin und Straßburg Jura studierte, wurde mit dem 19.1.1925 zum hauptamtlichen Ersten Bürgermeister der Stadt Suhl durch den Stadtrat gewählt. Von da ab leitete er bis zum 18.01.1937 die Geschicke der Stadt Suhl. In den zwölf Jahren seiner ersten Amtszeit als Suhler Bürgermeister wurde das Polizeipräsidium in der Suhler Bahnhofstraße 1925/26 errichtet. Die Schulen wurden 1925 an das Fernsprechnetz angeschlossen. Es erfolgte ein umfangreicher Straßen- und Siedlungsbau, wie z.B. auf dem alten Friedberg, Fröhlichen Mann und Lautenberg. Am 28. Januar 1935 wurde sogar eine  Sprungschanze in der Suhler Schweiz eingeweiht.
Das Landratsamt wurde ab 1928 von Schleusingen  nach Suhl verlegt. 1936 wurden die Orte Heinrichs und Neundorf eingemeindet, den Suhlern das Stadtbad in der Neundorfer Straße zur Nutzung übergeben.Das Fürsorgewesen wurde in der Stadt Suhl weiter ausgebaut. Die Betreuung der Kinder und Schwangeren wurde immer umfangreicher. Sichtbarer Ausdruck jener Zeit war aber auch die Errichtung eines Reichsarbeitsdienstlagers zwischen den Aue-Wiesen und der Hohefeld-Straße.Nach Ablauf der 2. Wahlperiode, im Januar 1937 wurde der parteilose Dr. Engel zunächst arbeitslos und  Beamter im Ruhestand. Als zum Dienst verpflichteter Steuerberater der Suhler Waffenfabrik J. P. Sauer & Sohn arbeitete er bis zum April 1945.
Mit dem Einmarsch der Amerikaner in Suhl am 03.04.1945 endete die Amtszeit des NSDAP-Bürgermeisters Adolf König. Er wurde von den Amerikanern am 04.04.1945 erschossen.Landrat Sethe setzte Dr. Engel - zunächst freiwillig und ehrenamtlich - am 04.04.1945 als Bürgermeister ein. Am 15.04.1945 erfolgte seine hauptamtliche Bestellung durch Bestätigung der Alliierten. Erstmals nach Kriegsende fand in geheimer und direkter Wahl die Wahl der Gemeindevertreter am 8.9.1946 statt. Der noch parteilose Dr. Engel wurde von den neu gewählten Gemeindevertretern der Sowjetischen Militäradministration als Erster Bürgermeister  vorgeschlagen und von dieser bestätigt. Er musste ein schweres Erbe antreten. Die Wirtschaft war zusammengebrochen, für die Versorgung der Bevölkerung fehlte das Notwendigste, neben der einheimischen Bevölkerung galt es, auch die etwa 5.000 Umsiedler unterzubringen und zu versorgen, 512 Wohnungen waren durch den Krieg mehr oder weniger zerstört. 707 Suhler Männer waren gefallen, viele befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Das gesamte öffentliche Leben wurde zunächst durch Verordnungen und Gesetze der Besatzungsmächte reglementiert. Während in 27 Rüstungsfirmen demontiert werden musste, gelang es der Stadt auch neue Industriezweige anzusiedeln: eine Dachpappe- und Isolierfabrik und ein Hohlglasveredlungswerk.  Am 1. November 1945 arbeiteten alle Suhler Betriebe wieder.
Aus der Stadt Suhl und dem Kreis Schleusingen waren bereits Anfang Juli 1945 fast alle Zwangsarbeiter abgereist. Dies stellte eine wesentliche Entlastung für die Stadt und ihre Einwohner dar. Bis Ende des Jahres 1947 waren in der Stadt 1097 Umsiedlerfamilien mit insgesamt 4826 Neubürgern eingetroffen. Bereits im Januar 1948 konnte bis auf 55 Familien die Wohnungsfrage geklärt werden. 1172 Umsiedlern wurde Arbeit vermittelt.
Dr. Engel bemühte sich persönlich sehr um die Förderung der einheimischen Industrie und des Handwerks. Ein umfangreiches Straßenbauprogramm wurde durch das Stadtparlament genehmigt.  So wurden in seiner Amtszeit neben vielen anderen die  Meininger Straße und die  Gothaer Straße  umgepflastert, viele Gehwege neu angelegt.
Im Januar 1948 wurde eine neue Volksküche eröffnet. Im Rahmen der Schulspeisung erhielten täglich 3.300 Schulkinder ein Brötchen. 1951 entstanden neu der Kinderhort in der Lerche und in der Rimbachstraße, eine Kinderkrippe  in  der Pfarrstraße und der Kindergarten  in Suhl II (Heinrichs) mit zusammen 250 Plätzen.
Am 19. Januar des Jahres 1950  beging Dr. Engel, der seit 1947 Mitglied der SED war, sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Ein einzigartiges Jubiläum, das die Zeit der Weimarer Republik, 3 Jahre Nationalsozialismus, die amerikanische und die russische Besatzungsmacht sowie die Gründung der DDR umspannte. Am 23. Juli 1952 wurde Suhl im Zuge der Verwaltungsreform Bezirksstadt.
Im Februar 1953 erfolgte die Grundsteinlegung für das erste größere Wohnungsbauvorhaben nach dem 2. Weltkrieg: die August-Bebel-Straße.
Beim Rat der Stadt Suhl wurden unmittelbar nach dem 17. Juni 1953 die Bilder von Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Otto Grotewohl abgenommen, die seit mehreren Monaten an der Außenwand des Rathausgebäudes angebracht waren. Der langjährige Bürgermeister der Stadt kommentierte die Ereignisse in Berlin mit den Worten: Was nun? Jetzt gilt es weiter nichts, als dass die Volkskammer zusammentritt, um eine neue Regierung zu wählen. Wenn schon die Russen eingreifen, dann ist das ein Zeichen für die Unfähigkeit der Regierung.
Neben weiteren Auffassungen, wie z. B. seiner Ablehnung des "Mitschurinzirkels" für die Landwirtschaft, trug auch diese zuvor erwähnte Äußerung Dr. Engels dazu bei, ihn baldmöglichst seines Amtes zu entbinden. Am 2.8.1954 endete die Amtszeit des von seinen Suhlern hoch geachteten Bürgermeisters. Dr. Engel verstarb, unverheiratet und kinderlos, am 11. Januar 1964 in Suhl.

 

Stadtarchiv Suhl, A. Walther                                                                           

01.12.1999

 
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